Regional bis zu 17 Prozent Ernteeinbußen beim Winterweizen: Der BayWa Dürremonitor zeigt die betroffenen Gebiete
Die BayWa und die Vista Geowissenschaftliche Fernerkundung untersuchen erstmals den Trockenstress von Winterweizen während der Vegetationsperiode 2023. Trotz feuchtem Frühjahr ist der Trockenstress seit Ende Juni hoch. Besonders betroffen sind Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern. Dort rechnen die Experten mit Ernteeinbußen von bis zu 17 Prozent.
Der Klimawandel verändert die Landbewirtschaftung, vor allem Trockenperioden machen dem Ackerbau zu schaffen. Doch Trockenheit ist nicht gleich Trockenheit. Mit Blick auf die Ernte ist für die Landwirtschaft das komplexe Zusammenspiel aus Niederschlag, Bodenfeuchte und Pflanzenwachstum entscheidend. Um hier ein differenziertes Bild zeichnen zu können, entwickelte die BayWa zusammen mit ihrer Tochtergesellschaft Vista im Rahmen eines Pilotprojekts den BayWa Dürremonitor – und veröffentlicht für 2023 erstmals Daten zum Trockenstress von Winterweizen.
Dr. Marlen Wienert, Vorstandsmitglied der BayWa AG: „Wir alle spüren die Auswirkungen des Klimawandels. Auf den Feldern wird er besonders sichtbar: Trockenperioden setzen den Pflanzen zu, die für unsere Lebensmittelversorgung essenziell sind. Der BayWa Dürremonitor ist ein neues Informations- und Orientierungsangebot für alle, die sich mit den Auswirkungen von Trockenheit befassen.“
Erntejahr 2023: Trotz feuchtem Frühjahr führt Trockenstress im Juni zu Einbußen
Mit seiner laufenden Datenerhebung bildet der BayWa Dürremonitor nicht nur die regionalen Unterschiede ab, sondern visualisiert auch, wie sich der Trockenstress von Winterweizen im zeitlichen Verlauf entwickelt. So stand der Frucht in diesem Jahr bis Mitte Mai ausreichend Wasser zur Verfügung: Hohe Niederschlagsmengen im Frühjahr schufen eine gute Ausgangsbasis für das Pflanzenwachstum. Auch im Vergleich mit dem Mittel der vergangenen fünf Jahre zeigt sich, dass der Getreidebau 2023 bis Ende Mai weniger Wasserprobleme hatte.
Die aktuellen Daten Ende Juni 2023 sehen jedoch anders aus. Die sehr warmen und trockenen Wochen seit Mitte Mai trafen den Winterweizen in einer kritischen Phase des Pflanzenwachstums. Vor allem in der Kornausbildung nach der Blüte braucht der Weizen viel Wasser, die Temperaturen sollten 30 Grad nicht übersteigen. Trotz guter Ausgangssituation im Frühjahr steht der Weizen nun unter einem höheren Trockenstress als im Mittel der vorangegangenen fünf Jahre. Experten der Vista GmbH rechnen daher mit Ernteeinbußen beim Winterweizen: Prognostiziert wird deutschlandweit ein Rückgang von 6 Prozent. Regional fällt die Einschätzung noch schlechter aus.
Trockenstress für den Weizen regional sehr unterschiedlich
Besonders schwer haben die trockenen Wochen die Landwirtschaft dieses Jahr regional in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern sowie in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern getroffen. Dort rechnen die Vista Experten mit Ertragseinbußen von bis zu 17 Prozent.
In den südlichen Bundesländern Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern ist ein stärkerer Trockenstress als in den vergangenen Jahren zu erkennen. Die Niederschläge der vergangenen Wochen reichten nicht aus, um das Defizit auszugleichen: Das verfügbare Wasser im durchwurzelten Boden genügt nicht, um den Bedarf der Pflanzen in der aktuellen, ertragsbildenden Wachstumsphase zu decken. Der Winterweizen geht daraufhin verfrüht in die Abreife.
Der BayWa Dürremonitor zeichnet differenziertes Bild von den Folgen fehlenden Niederschlags
Für die Erstellung des BayWa Dürremonitors nutzt Vista Satellitendaten sowie hydrologische, meteorologische und topografische Informationen. Dr. Heike Bach, Geschäftsführerin der Vista: „Der BayWa Dürremonitor ist ein Beispiel dafür, wie wir bei der Vista verschiedene Datenquellen zusammenführen und passende Analysen entwickeln. Wenn wir den Trockenstress von Winterweizen beobachten, ermitteln wir zugleich Daten zur Ernährungssicherheit."
Im Gegensatz zu anderen Angeboten berücksichtigt der BayWa Dürremonitor auch das Wachstumsstadium, den tagesaktuellen Wasserbedarf der Pflanze, die Wurzelentwicklung und das Wasser in den verschiedenen Bodentiefen. „Selbst wenn in der oberen Bodenschicht das Wasser fehlt, kann es dem Winterweizen gut gehen – vorausgesetzt die Wurzeln sind gut entwickelt und der Standort ist entsprechend tiefgründig“, sagt Josef Martin Bauer, Leiter Pflanzenbauberatung bei der BayWa AG. „Der BayWa Dürremonitor trägt zu einer differenzierten Diskussion über die Folgen von fehlendem Niederschlag bei. Für 2023 zeigt er deutlich auf, wie die Wachstumsphase bei Winterweizen in zwei Teile zerfiel – nasses Frühjahr, trockener Frühsommer. Die Folge: Trockenstress und Einbußen bei der Erntemenge.“
Weitere Informationen zur Datengrundlage sowie umfassendes Kartenmaterial aus dem BayWa Dürremonitor finden Sie hier: BayWa Dürremonitor | BayWa AG
Weitere Gesprächspartner aus der BayWa AG zum Thema Trockenheit im Feldbau:
Die BayWa AG beschäftigt sich auf vielfältige Weise mit der Frage, wie Landwirtschaft oder auch Kommunen mit Trockenperioden umgehen können. Zum Beispiel bietet die BayWa Lösungen zur Tropfbewässerung oder auch zum Aufbau von Humus, sodass der Boden mehr Feuchtigkeit hält. Hier drei mögliche Expertinnen und Experten mit Hintergrundwissen, die wir auf Anfrage gerne als Interviewpartner vermitteln:
- Roland Weckert, Regionalleiter Bewässerung, berät mit seinem Team unter anderem zu Speicherseen oder Speichersilos, in denen Kunden im Winter Niederschläge für die Verwendung im Sommer sammeln können. Weckerts Team installiert auch Anlagen zur Tröpfchenbewässerung.
- Hans Koch, Pflanzenbauberater im Team Nachhaltige Landwirtschaft, berät zur Frage der nachhaltigen Feld- und Graslandbewirtschaftung. Eine besondere Rolle spielt hier der Aufbau von wertvollem Humus, der mehr Feuchtigkeit im Boden halten kann.
- Dr. Elisabeth Löffler-Becker, Senior Projektmanagerin im Digital Farming, berät mit ihren Kollegen unter anderem zum Projekt „Variable Rain“: Mithilfe von Satellitendaten können Landwirte ihre Sonderkulturen angepasst bewässern.