Landwirtschaft & Ernährung

Anbau von Erbsen und Bohnen

Equinom-Erbse
Klimaresiliente Proteinwunder mit Vorteilen für Landwirtschaft und Lebensmittelproduzenten.

Leguminosen wie Sojabohnen und Kichererbsen sind die Antwort auf dringende Fragen: Ihr hoher Proteingehalt bedient die Nachfrage auf einem wachsenden Markt für vegane und vegetarische Lebensmittel. Und ihre biologischen Eigenschaften machen sie zu attraktiven Zwischenfrüchten für eine klimaresilientere Landwirtschaft. Deshalb testet die BayWa in einem Pilotprojekt neue Sorten für den regionalen Anbau.   

Pilotprojekt: Bohnen- und Erbsensorten in der Landwirtschaft 

Landwirt Philip Vogel probiert auf seinem Feld etwas Neues aus: Mungobohnen. Es ist einer der ersten Feldversuche in Deutschland für die aus Asien stammende Kultur. Einige Kilometer weiter testen die Landwirte Jens Mattern und Marius Bischoff den Anbau neuer Erbsensorten des FoodTech-Unternehmens Equinom aus Israel. 

Philip Vogel auf dem Feld
Auf etwa zwei Hektar seiner Fläche baut Philip Vogel Mungobohnen an.
Jens Mattern und Marius Bischoff auf dem Feld
Die Landwirte Jens Mattern und Marius Bischoff haben sich für den Anbau von Equinom-Erbsen entschieden.

Die Feldversuche finden im Rahmen eines Pilotprojekts statt. Ziel ist herauszufinden, welche Bohnen und Erbsensorten sich für die regionale Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung am besten eignen. Denn Erbsen an sich sind nicht neu. Futtererbsen gibt es in Deutschland schon lange. Neu ist die zunehmende Vielfalt der Sorten für den menschlichen Verzehr, mit Fokus auf einen höheren Proteinertrag.  

Ihr hoher Proteingehalt macht Leguminosen zu einer guten Grundlage für viele Lebensmittel. Unternehmen wie Greenforce gewinnen das Protein aus der Erbse und verarbeiten es in ihren Produkten. Meist sind das Fleischersatzprodukte, aber auch in Ei- oder Milchalternativen finden Erbsenproteine Anklang. 

  • Gruppenbild Teilnehmer
    Die Teilnehmer des Pilotprojekts bei einem Feldbesuch. Von links nach rechts: Jasmin Dold (New Protein Solutions), Dr. Anna Martin (Greenforce), Jens Mattern und Marius Bischoff (Heegwald GbR), Philipp Schwab (BayWa Pflanzenbauberatung).

Marktlage: Lohnt sich der Anbau von Erbsen für Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie? 

Sowohl die Nachfrage als auch die Vielfalt von Produkten aus alternativen Proteinquellen steigt. Unternehmen produzierten 2023 16,6 % mehr davon als im Vorjahr (Statistisches Bundesamt, Stand Mai 2024). Vor etwa zehn Jahren fand höchstens Tofu und die erste vegane Wurst ihren Weg ins Spezialitätenregal. Heute gibt es sogar Tofu auf Kichererbsen-Basis oder Tempeh aus schwarzen Bohnen im Supermarkt.  

Für Verbraucher zählt aber nicht nur der Geschmack. Sie legen Wert auf Regionalität. Unternehmen wie Greenforce, die für ihre Produkte hauptsächlich auf Erbsenprotein setzen, möchten deshalb stärker auf Erbsen aus regionalem Anbau zurückgreifen.   

Die Zahl der Produkte, die wir herstellen, wächst. Eine Jahresernte aus der Region bringt uns derzeit etwa sechs Wochen über die Runden. Danach müssen wir Erbsen zukaufen. Das machen wir im Moment aus europäischen Quellen. Aber wir wollen die Herkunft unserer Erbsen noch stärker eingrenzen, am besten auf Deutschland oder Bayern.
Dr. Anna Martin,
Lebensmitteltechnologin, Greenforce.

Die BayWa als Bindeglied zwischen Landwirtschaft und Verarbeitung 

Um den wachsenden Bedarf nach alternativen Proteinen aus regionalem Anbau zu decken, müssen nicht nur die Anbaumengen, sondern auch die Verarbeitungs- und Handelsstrukturen ausgebaut werden. Mit ihrer Geschäftseinheit New Protein Solutions plant die BayWa entlang der Wertschöpfungskette: 

Phase 1: Kundenorientierte Vorauswahl.  

Die Expertinnen und Experten der New Protein Solutions suchen Kulturen, die sich bestmöglich für den regionalen Anbau und die Weiterverarbeitung zu fleischlosen Lebensmitteln eignen. Zunächst testen sie die ausgewählten Sorten auf kleiner Fläche im BayWa-Versuchsstandort in Gründl. Sie wollen beispielsweise wissen, wie sich die Sorten unter regionalen Witterungsverhältnissen entwickeln, welchen Proteingehalt sie erreichen und wie sie sich in der späteren Verarbeitung zu Lebensmitteln verhalten. 

Phase 2: Vertragsanbau und Feldversuch.  

Die ausgewählten Kulturen gehen in den Vertragsanbau. Landwirtinnen und Landwirte stellen einige Hektar ihrer Fläche für den Feldversuch zur Verfügung. Beim Anbau der Erbsen erhalten sie fachliche Unterstützung von der BayWa.  

Phase 3: Qualitätsprüfung.  

Nach der Ernte und einer kurzen Lagerung in den BayWa-Silos prüft New Protein Solutions gemeinsam mit ihren Partnern aus der Verarbeitung die Qualität der Erbsen. Anschließend geht es auf kurzem Transportweg direkt in die Verarbeitung. 

Phase 4: Verarbeitung.  

Zunächst kommt klassische Müllereichtechnologie zum Einsatz. Die Erbsen werden geschält, gemahlen und gesiebt. Anschließend wird die Konzentration des Erbsenproteins erhöht und wird dann in einem Extrusionsprozess weiterverarbeitet. Es entsteht ein Texturat, welches als Grundrohstoff für die jeweiligen Lebensmittelrezepturen dient.  

Wie wird aus der Erbse ein Fleischersatzprodukt? 

„Es ist ein bisschen wie beim Brotbacken“, erklärt Dr. Anna Martin den Prozess. Wasser und Mehl werden zu einem Brotteig vermischt. Im Ofen erhält das Brot schließlich seine bekannte Textur. So ähnlich verhält es sich beim Erbsenprotein. Das Proteinmehl wird ebenfalls mit Wasser vermischt, erhitzt und unter Druck geknetet. 

Die daraus entstehende dreidimensionale Struktur beschreibt die Lebensmitteltechnologin als „chrunchy, ähnlich wie ein Erdnussflip“. Dieses Texturat lässt sich weiterverarbeiten, z. B. zu veganen Cevapcici oder Frikadellen. Ausschlaggebend für den Geschmack ist am Ende aber weniger die Erbse, sondern die Gewürzmischung. Und die orientiert sich immer am Original.  

Von der Erbse zum Chevapcici

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Vorschaubild: Anna Martin

Dr. Anna Martin ist Lebenstechnologin bei Greenforce. Das Start-up ist auf vegane Lebensmittel spezialisiert. Dafür greift es hauptsächlich auf Erbsenprotein zurück. Im Video erklärt die Expertin den Verarbeitungsprozess.

Die Erbse als Chance für eine klimaresiliente Landwirtschaft 

Bohnen und Erbsen gehören zur Gruppe der Leguminosen. Neben ihrem Proteingehalt haben sie noch eine weitere wertvolle Eigenschaft. Und die liegt unter der Erde an den Wurzeln: Die sogenannten Knöllchenbakterien können Stickstoff binden. 

  • Knöllchenbakterien an der Wurzel
    Die Knöllchenbakterien an den Wurzeln sind der eigentliche Schatz für die Landwirte.
  • Knöllchenbakterium aufgeschnitten
    Sie enthalten einen Hämoglobin-ähnlichen Stoff und schimmern im Inneren deshalb leicht rosa.

Weniger Stickstoffdünger beim Anbau von Erbsen 

Stickstoff ist einer der wichtigsten Bodennährstoffe. Pflanzen brauchen ihn, um zu wachsen und sich zu vermehren. Normalerweise geben Landwirte Stickstoff hinzu, in Form von Dünger. Denn obwohl Stickstoff in der Luft verfügbar ist, können Pflanzen diesen nicht direkt aufnehmen. Er muss erst umgewandelt werden.  

Genau diese Aufgabe übernehmen die Knöllchenbakterien. Sie enthalten ein Enzym, das den Stickstoff bindet und in Ammonium und Ammoniak umwandelt. Mit anderen Worten: Knöllchenbakterien bringen den Stickstoff in eine pflanzenverfügbare Form. 

Stickstoff, den die Pflanze nicht benötigt, lässt sie im Boden und verbessert so die Bodenfruchtbarkeit. Im Boden steht er dann der nächsten Frucht, die der Landwirt anbaut, als Dünger zur Verfügung. Das macht Leguminosen zu praktischen Zwischenfrüchten in der Fruchtfolge des Landwirts.  

Für den Landwirt oft noch wertvoller als die Hülse sind die Knöllchenbakterien. Der wahre Schatz der Erbse liegt für ihn somit unter der Erde.
Philipp Schwab,
Verkaufsberater, BayWa

Klimaresilienz: Welche Sorten halten Extremwetter stand? 

Trockenheit und Hitze, Starkregen und Überschwemmungen – die Landwirtschaft muss sich auf häufigere Extremwetterlagen einstellen. Der Boden ist eine wichtige Stellschraube dafür, beispielsweise durch Humusaufbau. Je nach Bodenart kann Humus das Drei- bis Fünffache seines Eigengewichts an Wasser speichern (Lehrbuch der Bodenkunde, Scheffbuch/Schachtschabel).  

Eine andere Stellschraube ist die Auswahl der Kulturen selbst. Welche Pflanzen halten Extremwetter wie Hitze und Trockenheit besser aus? Auch hier punkten Leguminosen. Die Kunst besteht darin, Sorten zu finden, die klimaresilient sind und sich in der Vermarktung lohnen. Das zeigt ein Blick auf die Beispiele aus dem Pilotprojekt: 

Die Equinom-Erbse 

Bei der Equinom-Erbse handelt es sich um eine Erbsensorte des gleichnamigen israelischen Züchters. Sie wurde auf natürlichem Weg zu einem besonders hohen Proteingehalt hin gezüchtet. Das ist wichtig für die Lebensmittelproduktion, denn: Je höher der Proteingehalt, desto geringer der Aufwand in der Verarbeitung und desto höher die Anzahl an veganen Lebensmitteln, die daraus entstehen. 

Die im Pilotprojekt getestete Equinom-Erbse hat einen Proteingehalt von gut 30 %. Zum Vergleich: Klassische Futtererbsen wie die Sorte Astronaute, kommen auf 22 bis 25 %. Im Anbau unterscheiden sich Equinom- und Futtererbse hingegen nicht.  

  • Erbsenfeld
    Die Equinom-Erbsen werden zunächst auf kleiner Fläche in der Praxis getestet. Die Heegwald GbR in Unterfranken baut sie auf zwei Feldern mit je zehn Hektar an.
  • Equinom-Erbse an der Pflanze
    Die getesteten Equinom-Erbsen haben einen Proteingehalt von gut 30 %. Eine klassische Futtererbse kommt auf 22 bis 25 %.

Wichtig im Erbsenanbau ist ein gutes Schädlingsmanagement. Ohne dies ist sie anfällig für den Erbsenwickler. Der Falter legt zur Blütezeit Eier an der Pflanze ab. Sobald die Larven schlüpfen, fressen sie die Erbsen in der Hülse. Mit entsprechenden Pflanzenschutzmaßnahmen oder einer veränderten Fruchtfolge lässt sich das verhindern.  

Neue Erbsensorte „Equinom" im Test

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Vorschaubild: Philipp Schwab

In einem Pilotprojekt testet die BayWa neue Erbsen- und Bohnensorten. Darunter die Equinom-Erbse. Verkaufsberater und Pflanzenbauexerpte Philipp Schwab erklärt, was die Equinom-Erbse so besonders macht.

Die Mungobohne 

Mungobohnen kommen aus Asien. Sie werden hauptsächlich in Indien angebaut. Es handelt sich um eine sehr wärmeliebende Kultur. Das heißt, sie kommt auch mit höheren Temperaturen und längerer Trockenheit gut zurecht.  

Das ist aber nicht der einzige Grund, warum die Expertinnen der New Protein Solutions sie für einen Feldversuch ausgewählt haben. Die Mungobohne hat auch lebensmitteltechnologische Vorteile, die sie für den deutschen Markt attraktiv machen:  

  • Das ausgewogene Aminosäureprofil und die  
  • gute Gel-Bildungsfähigkeit sind gut für die Weiterverarbeitung zu veganen Lebensmitteln.  
  • Außerdem hat die Mungobohne einen geringen Eigengeschmack und kann deshalb vielseitig in der Nahrungsmittelproduktion eingesetzt werden. 

Für eine bestimmte Sorte haben sich die Profis noch nicht entschieden. Gemeinsam mit dem fränkischen Landwirt Philipp Vogel testen sie zuerst auf einem Hektar, ob die Mungobohne überhaupt gut in Deutschland gedeiht. Ist das der Fall, werden im zweiten Schritt verschiedene Sorten auf ihre Eigenschaften getestet, beispielsweise auf ihren Proteingehalt oder ihr Verhalten in der Verarbeitung (Schälung, Vermahlung etc.). 

  • Mungbohnenpflanzen
    Die Mungobohne hat vor allem lebensmitteltechnologische Vorteile. Durch ihren geringen Eigengeschmack ist sie vielseitig einsetzbar.
Von: Janna Wörner

Hinweis: Die Bilder und Zitate stehen zur Verwendung zur Verfügung. Voraussetzung ist die Quellenangabe in Bild- und Zitatnähe wie folgt: „Quelle: BayWa“