Problemlöser
Problemlöser von Beruf: Warum ein Lagermeister viel Fingerspitzengefühl braucht und durch Computer nicht ersetzt werden kann
Früher war Christian Stinglwagner Maurer. Heute ist er Lagermeister bei der BayWa Bau in Pfarrkirchen. Er löst Probleme, nimmt anderen den Zeitdruck und manchmal hat er sogar Tipps für die beste Route. Dass ein Computer eines Tages seinen Job übernimmt, bezweifelt er.
Mit Fingerspitzengefühl erleichtert er anderen die Arbeit
Stinglwagner: Zu mir kommt man, wenn etwas nicht funktioniert. Als Lagermeister ist es meine Kernaufgabe, Probleme zu lösen. Lieferscheine kontrollieren, sie zur Not korrigieren, die richtige Ware annehmen und ausgeben, das alles ist oft schon schwierig genug.
Mir ist aber noch etwas wichtig, für das immer Zeit sein muss: die Fahrerpflege. Ich will mich so gut wie möglich um diejenigen kümmern, die unsere Waren bringen oder holen. Ich will unseren Fahrern das Leben leicht machen. Weil ich weiß, was das für ein schwerer Job ist und wie hart die Arbeit geworden ist. Vor allem belastet die Fahrer der Zeitdruck. Das kann zu Problemen führen, die am Ende ich lösen muss.
Ich habe hier oft eine lange Schlange von Fahrern, die nicht lange warten wollen und schnell weitermüssen. Mit Fingerspitzengefühl helfe ich auch bei Kleinigkeiten. Wenn ich es dabei den Fahrern mit handschriftlichen Notizen auf dem Lieferschein leichter machen kann oder ihnen einen guten Tipp für die vor ihnen liegende Strecke mitgeben kann, mache ich das.
25 Jahre im Job: Wie hat sich der Beruf verändert?
Ich habe Maurer gelernt und den Job gerne gemacht, bis ich einen Arbeitsunfall hatte und umschulen musste. Nach einer Fortbildung zum Lageristen bin ich in Pfarrkirchen gelandet. 25 Jahren ist das her, erst neulich gab es am Standort eine kleine Feier für mich anlässlich dieses Jubiläums.
Vielleicht bin ich in all der Zeit, in der sich auch meine Arbeit grundlegend verändert hat, etwas altmodisch geblieben. Technischen Neuerungen gegenüber bin ich erst mal immer skeptisch.
Ohne Menschen geht es in diesem Job nicht
Andererseits könnte kaum jemand noch ohne Smartphone leben. Wenn ein Fahrer unseren Standort nicht findet, ruft er mich einfach an und ich kann den Weg erklären. Ich glaube auch, dass Computer meine eigene Arbeit erleichtern, indem ich etwa das Lager digital verwalten kann. Aber ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass mich mal ein Computer ersetzt.
Es wird für diese Aufgabe immer Menschen brauchen. Wir haben ein Riesensortiment und gleichzeitig immer verschiedene Abnahmemengen. Von einer einzelnen Schraube bis hin zu einer ganzen Palette – sowas kriegt ein Mensch besser hin als ein Roboter.
Wenn Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vereint sind
Als Lagermeister den ganzen Tag Probleme zu lösen, kann stressig sein. Abschalten kann ich am besten auf meinem Hof. Auf 7 Hektar baue ich Wintergerste, Weizen und Schwarzhafer an. Die Arbeit auf dem Hof ist anders als die bei der BayWa.
Als Lagerist muss ich reagieren, als Landwirt kann ich gestalten. Den Hof habe ich von meinem Vater übernommen, der hat ihn von seinem Vater, der ihn wiederum von dessen Vater übernommen hatte. Ich bin die fünfte Generation. Wenn ich mit einem Vater und meinem Sohn gemeinsam ernte, sind Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft dieses Hofs vereint.